Wer sind wir?

Wir sind ein Personenbündnis Jenaer Bürgerinnen und Bürger das sich zur Aufgabe gemacht hat, Erscheinungsformen des modernen Rechtsextremismus in jedweder Form mehr als nur aktionsbezogen entgegenzutreten. Dabei ist es uns wichtig, bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus, Faschismus und Revisionismus die üblichen 'Wellen' der Aufmerksamkeit zu durchbrechen und stattdessen kontinuierlich und langfristig diesen gefährlichen gesellschaftlichen Phänomenen entgegen zu arbeiten.

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Warum gibt es uns?

Anlass unserer Gründung war auch in Jena das Bedürfnis, gegen Neonazi-Aufmärsche, -Feste und Strukturen mehr auf den Weg zu bringen, als nur einmal im Jahr eine Demo zu organisieren, oder durch ein „Bunt-statt-Braun-Fest“ Verbesserung zu erhoffen. Konkret gab es im Spätsommer 2007 die Erfahrung, dass der gemeinsame politische Wille dazu führen kann, eine große, europaweit beworbene Naziveranstaltung empfindlich zu behindern. Viele in Jena aktive Menschen der Zivilgesellschaft schafften es, das „Hetzival“ „Fest der Völker“ gemeinsam und entschlossen über Stunden zu blockieren – und im Endeffekt dieses rechtsradikale Musik- und Propagandafest aus der Stadt zu vertreiben. Bei diesem nach 2005 zum zweiten Mal stattfindenden europaweiten Nazifestival wurden die Zufahrtswege über vier Stunden durch mehr als 2000 Gegendemonstranten in gewaltlosen Aktionsformen versperrt, der NPD Jena entgingen Einnahmen, Propagandazeit und die Illusion, dass Rechtsradikale Sprecher einer schweigenden Mehrheit seien.
Als Fazit der Proteste 2007 blieb stehen: Die Jenaer Zivilgesellschaft musste sich neu und effektiv organisieren. Dabei war es wichtig, die vorherigen Ohnmachtsgefühle in ein gemeinsames Engagement vieler einzelner Menschen und in eine Verstetigung der Arbeit überzuführen. Dies scheint uns im zweiten Jahr unseres Bestehens zu gelingen. Wichtig war es, anschlussfähige Aktionsformen zu entwickeln und ein transparentes Handeln unsererseits auf allen Ebenen zu gewährleisten.

Was sind unsere Grundlagen?

Wir sind der Meinung, dass es auch an uns liegt, wie Gesellschaft frei und tolerant gestaltet wird, sowohl für die Gegenwart, als auch für die Zukunft. Deswegen setzen wir darauf, dass jeder Einzelne seinen Beitrag in Form von Engagement, Ideen und Projekten leisten kann. Initiative wird dabei groß geschrieben, wir bringen Gleichgesinnte zusammen, die mit organisatorischer und kreativer Hilfe ihre Ziele, Aktionen oder Ideen im Rahmen des Aktionsnetzwerkes umsetzen können. Dabei haben wir einen Konsens unserer Arbeit, der alle Teile des Netzwerkes miteinander verbindet, und den wir bereits in unserem nunmehr zwei Jahre alten Gründungsaufruf deutlich formulierten:
Wir wollen die Ohnmacht des Einzelnen überwinden, indem wir uns organisieren. Wir wollen mehr Menschen von unseren Ideen überzeugen und dazu beitragen, dass parteienunabhängiges Engagement gelingt. Wir wollen uns in Jena und darüber hinaus vernetzen, um für unsere Ziele zu werben und andere zu unterstützen. Wir setzen mit friedlichen, aber effektiven Mitteln rechtsextremen Tendenzen, Aufmärschen und Strukturen in unserer Gesellschaft Widerspruch und Widerstand entgegen. Exemplarisch für den öffentlichen Ansatz, den wir gewählt haben, steht die so genannte 'Jenaer Erklärung', der sich im Vorfeld des Rechtsrockfestivals 2008 über siebenhundert Bürger anschlossen und die als erfolgreiches Konzept von Initiativgruppen übernommen wurde.

„Wir selbst sind verantwortlich für die Stadt und die Gesellschaft, in der wir leben. Bei aller Unterschiedlichkeit unserer politischen Ansichten verbindet uns die Entschlossenheit, dem erstarkenden Rechtsextremismus unsere Überzeugung, unseren Mut und Verstand, unsere Gemeinsamkeit und Vielfalt entgegenzusetzen.

Wir erklären:
Wir sind entschlossen, das rechtsextreme „Fest der Völker" in Jena zu verhindern.
Wir sind solidarisch mit allen, die dieses Ziel mit uns teilen.
Wir wollen das in gemeinsamen und gewaltfreien Aktionen erreichen.“

Was machen wir?

Auf der Grundlage unserer Ansprüche und Grundlagen: Transparenz, Gewaltfreiheit, basisdemokratisches Arbeiten, ideenoffen und effektiv im öffentlichen Raum zu agieren, haben wir inzwischen vielfältige Aktionen initiiert, um uns mit dem Phänomen des erstarkenden Rechtsextremismus kontinuierlich auseinander zu setzen. Dabei ist uns wichtig, dass unsere Aktionen im öffentlichen Raum wahrnehmbar, effektiv und meinungsbildend sind. Neben den wirksamen Mitteln des zivilen Ungehorsams in der Form von gewaltfreien Sitzblockaden und lautstarken Protesten konnten wir in den gut zwei Jahren auf verschiedenste kreative und gelungene Veranstaltungen zurückblicken. Darunter waren Fotoausstellungen, Infostände, Vorträge mit Fachleuten, Podiumsdiskussionen, Stadtrundgänge, Workshops, Ideenwerkstätten, Plakat- und Transparentaktionen. Diese Aktionsvielfalt ist ein integraler und erfolgreicher Baustein unseres Konzeptes, damit Menschen mit unterschiedlichsten Ansprüchen, Zeitressourcen und Kräften immer wieder zusammenfinden und sich aktiv einbringen können.

Wie sind wir organisiert?

Wir sind ein offenes Bürgerbündnis, bestehend aus 80-100 aktiven Menschen aller Altersgruppen und Tätigkeiten, die in mehreren ständigen oder projektbezogenen Arbeitskreisen zusammenwirken. Neben diesen eigenständig arbeitenden Gruppen treffen wir uns, Aktive, Sympathisanten und Interessierte, im monatlichen Plenum. Dadurch versuchen wir, unsere Arbeit und Kommunikation zu verstetigen und unser Konzept transparent und anschlussfähig zu halten. Bei diesen Plena kommen jedes Mal zwischen vierzig und siebzig Personen zusammen, es gibt jedes Mal ein Newcomermeeting für neu hinzu gekommene. Im Plenum besprechen wir Aktionen, stellen Projekte vor, stricken an weiteren Ideen und treffen Verabredungen. Zu den Plena wird durch Newsletter-emails eingeladen, wodurch mehrere hundert Menschen direkt mit den wichtigsten Informationen zu Aktionen und Terminen versorgt werden, auch wenn ein Plenumstermin nicht besucht werden kann.