Newsletter 1/2016

Liebe Freundinnen und Freunde,

wir wünschen alles Gute für das Jahr 2016, genug Mut und Kraft die Stimme zu erheben wo es nötig ist, aber auch viele positive Erlebnisse beim solidarischen Umgang miteinander. Nach einer längeren Pause möchten wir zum öffentlichen Plenum am Donnerstag den 14. Januar einladen und hoffen auf Ihr und Euer Interesse. Wir treffen uns um 20 Uhr im Hörsaal 8 am Uni-Campus Ernst-Abbe-Platz.

Rückblick:

Aus der Perspektive des Aktionsnetzwerkes war das Jahr 2015 ein Jahr der Herausforderungen und Veränderungen.

Seit April 2014 versuchen wir gemeinsam mit vielen Menschen und anderen Initiativen ein "Willkommen" für neue Nachbarn in Jena zu gestalten. Dabei gab es sehr verschiedene Aktivitäten, von "Freundeskreisen" bis zu persönlichen Patenschaften. Überschneidungen mit neuen und etablierten Initiativen sehen wir als Stärke – auch wenn es dabei schwierig ist als ANW erkennbar zu bleiben.
Das sichtbarste gemeinsame Ergebnis sind wohl die von unserem "Welcome-AK" organisierten und moderierten Vernetzungstreffen, die seit April 2015 monatlich stattfinden. Daraus sind wiederum Initiativen wie die IT-Gruppe mit "welcome-in-jena.de" oder der "WELT-RAUM" im ehemaligen "Eine Welt Haus" Laden entstanden.

Der Arbeitskreis "Sprechende Vergangenheit" erinnerte am 11. April mit einer Straßenaktion entlang der Liebknecht Straße an den Todesmarsch vor 70 Jahren. So wurden Zitate und Geschichten von Häftlingen auf Transparente gedruckt, an die historischen Orte getragen und konfrontierten so die Passanten mit der Geschichte.
Im November wurde gemeinsam mit dem Arbeitskreis Medizingeschichte und dem Stadtmuseum an die dunkle Geschichte der Krankenmorde in der NS-Zeit erinnert. So konnte am 12. November ein Vortrag die Erinnerungsfahrt am 21. November zur "Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein" vorbereiten.

Sie kommen wieder — Naziaufmärsche am 27. Juni und 3. Oktober in Jena
Wir konnten zu beiden Ereignissen Elemente eines offenen Blockadekonzepts verwirklichen. Dazu gab es vorbereitende Plena, Aktionstrainings und eine öffentliche Erklärung, die über 350 Unterzeichner fand.
Verschiedene TREFF-Punkte der Blockadeaktivitäten wurden von Netzwerk-Aktivisten moderiert. Damit konnten kollektive Entscheidungen über das gemeinsame Vorgehen getroffen und der im Vorfeld besprochene Aktionskonsens bekräftigt werden.
Nach dem regelrechten "Absaufen" der Nazis am 27. Juni, konnten sie am 3. Oktober doch durch Jena laufen. Ursachen dafür waren ein völlig unverhältnismäßiges Vorgehen der Polizei, aber auch verbesserungswürdige Konzepte der Gegendemonstranten.

Ausblick:

Alle Menschen die sich im Netzwerk engagieren sind "Überzeugungstäter", die unseren basisdemokratischen, offenen Umgang miteinander genauso wie unsere politische und materielle Unabhängigkeit schätzen. Damit sind wir aber auch eine Plattform für Aktivitäten, in der nichts delegierbar ist. Nur Projekte die auch Unterstützer finden, haben eine Chance. So ist es manchmal schmerzhaft, wenn wichtige Dinge auf der Strecke bleiben oder traditionelle Stärken verschwinden. Wir halten unseren Platz in Jenas-Vielfalt dennoch für einen wichtigen Platz und danken allen Unterstützern, Spendern und Aktiven.

So bleibt für die Zukunft vorhersehbar, daß jede Stimme wichtig ist, die sich gegen braunen Ungeist erhebt. Wie stark wir dabei mitreden können ist offen. Unsere Stadt hat in den letzten Jahren viele neue MitbewohnerInnen bekommen, die sich engagieren wollen, aber von den Aktivitäten des ANW nichts wissen. Die Zahl der Gegendemonstranten bei den beiden Naziaufmärschen 2015 war längst nicht so groß wie frühere Erfahrungen erwarten ließen und für erfolgreiche Aktionen notwendig sind. Lasst uns für unsere Konzepte intensiver werben in Freundes- und Kollegenkreis. Das erschreckende Erstarken der rechten Gruppierungen wird von uns weit mehr Widerstandsarbeit abverlangen als in den letzten Jahren.

Aktuell: AfD mit Demonstrationszug am 20. Januar in Jena

Die zunächst spekulative Frage: "Welche Strömung setzt sich in der AfD durch?" kann zumindest für Thüringen beantwortet werden. Mit den von Höcke etablierten Positionen überholt sich die Partei selbst auf der rechten Spur und landet im braunen Sumpf des offenen Rassismus. Nun bläst die AfD zum Marsch auf Jena und macht unmissverständlich klar: Der ungläubige Jenenser Blick nach Dresden und Erfurt kann nicht weiter in die Ferne schweifen. Nur zu gerne möchte die anfangs als "Professorenpartei" betitelte AfD im akademischen Jena punkten.

Zu Recht ist man in Jena stolz auf seine vielfältige Szene engagierter Menschen. So ist die Zuschreibung "Bunt, Tolerant und Weltoffen" für unsere Stadt mehr als eine Image-Kampagne. Hunderte Menschen beleben und gestalten einen von Respekt und Solidarität geprägten Umgang mit neuen Nachbarn, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind. Natürlich ist auch Jena nicht frei von Ressentiments.
"Die passen nicht zu uns", "Die wollen wir nicht" und "Das können wir nicht schaffen" sind Sätze, die wir alle kennen. Nicht nur auf der politischen Bühne, sondern ganz alltäglich in Schulklassen und Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Familien empfinden wir die zunehmende Polarisierung.
Wir wollen weiter eine humane und offene Gesellschaft gestalten!
Wir wollen nicht im Verborgenen wirken sondern Gesicht zeigen.
Um dies auch weiter zu ermöglichen, dürfen wir uns die Atmosphäre in der Stadt nicht vergiften lassen. Nicht vergiften lassen von Hass und Dummheit und Reden von "bedrohten blonden Frauen, afrikanischen Reproduktionstypen, Lügenpresse und Volksverrätern".

Deshalb wollen wir am Mittwoch, den 20.01.2016, den öffentlichen Raum besetzen, damit Intoleranz und Menschenfeindlichkeit in Jena kein Podium bekommen. Wer keinen "Spaß" hat wird nicht so schnell wiederkommen.

06. Februar: Naziaufmarsch in Weimar

Anlässlich der Bombardierung Weimars im Februar 1945 ruft der Neonazi Michael Fischer wieder zu einem Aufmarsch durch Weimar auf. Diesem schlossen sich in den vergangenen Jahren regelmäßig ca. 120 Nazis, zumeist aus dem rechten Hooligan-Spektrum, an.
Das Bürgerbündnis Weimar gegen Rechts hat dieses Jahr wieder mit verschiedenen anderen Akteuren der Stadt (z.B. dem DNT und der Initiative für Flüchtlinge Weimar) ein allumfassendes Gegenprotestbündnis gegründet. Geplant sind ein Bühnenprogramm, ein Täterspurenmahngang und auch eine mögliche Blockade des Nazisaufmarsches. Unterstützung aus Jena (vor allem für die Blockaden) kann auf unserem Plenum am 14.01. besprochen werden.

Widerstand bedarf umfassender Vorbereitung. Dem dient unser Plenum am 14. Januar.


Wir freuen uns, Euch und Sie am 14. Januar zu sehen

Wolfhard Pröhl & Eckart Hesse
Sprecherrat Aktionsnetzwerk



Termine

11. Januar 17 Uhr Runder Tisch für Demokratie Jena, Aula IGS
14. Januar 20 Uhr Netzwerkplenum HS 8 Unicampus Abbe-Platz
19. Januar 19.00 Uhr "Welcome-Vernetzungstreffen" Rathausdiele
20. Januar "Kein Podium für Höcke", Aktionstag
6. Februar Nazis in Weimar blockieren



Spendenaufruf

Zuletzt und wie immer: alle unsere Aktivitäten erfordern neben Zeit und Mühe auch finanzielle Mittel. Wir freuen uns über Spenden, die die Arbeit des Aktionsnetzwerks unterstützen. Auch dazu finden sich genauere Angaben unter www.aktionsnetzwerk.de.

Organisation: Aktionsnetzwerk
Kontonummer: 035 858 1501
Bankleitzahl: 820 80 000
IBAN: DE56 8208 0000 0358 5815 01
BIC: DRESDEFF827
Commerzbank Jena

Ausschluss

Entsprechend §6 Abs.1 VersG weisen wir darauf hin, dass Personen, die rechtsextremen Parteien angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, von unseren Veranstaltungen ausgeschlossen sind.


Dies ist der Newsletter 1/2016 des Jenaer Aktionsnetzwerks gegen Rechtsextremismus. Die Pressemitteilung wird einmalig an Menschen verschickt, die den Aufruf des Netzwerkes unterzeichnet haben, oder an Menschen, die den Newsletter des Aktionsnetzwerkes abonniert haben. Bitte weisen Sie Freunde und Bekannte auf die Möglichkeit zum Abonnement des Newsletters (über mail@aktionsnetzwerk.de) hin. Sollten Sie keine weiteren Informationen wünschen, so benachrichtigen Sie uns bitte entsprechend.

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