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Foto: B. Glasser

„Es ist durch massenhaften zivilen Ungehorsam am 1. Mai gelungen, die NPD zu stoppen.“, erklärten Luise Zimmermann und Rebekka Höfer-Dieckmann, Sprecherinnen des Jenaer Aktionsnetzwerks und des Weimarer Bündnis gegen Rechts. Aus Jena und Weimar waren über 100 Menschen zwischen 16 und 70 Jahren gemeinsam nach Erfurt gefahren, um die Erfurter bei ihrem Widerstand gegen den NPD-Aufmarsch zu unterstützen.

„Wir sind froh und erleichtert, dass nach der Blockade des Naziaufzugs in Dresden dies in Erfurt wieder gelungen ist“, sagte Rebekka Höfer-Diekmann. „Wie in Dresden, Jena und Weimar haben wir auch in Erfurt auf die Wirkung eines offenen Blockadeaufrufs und eines transparenten Aktionskonzept gehofft“, erklärte Luise Zimmermann.

Bereits ab 8 Uhr blockierten Leute aus Jena und Weimar den für die Nazis vorgesehenen Hauptausgang des Bahnhofs und zögerten damit die Anreise der NPD- Anhänger hinaus. „Die Aktion der NPD war durch behördliche Auflagen auf ein enges Zeitfenster begrenzt. Uns ging es darum, dieses Fenster so früh wie möglich zu verkleinern“, sagten die Sprecherinnen der Initiativen.

Nachdem so die Anreise verzögert worden war, beteiligte sich die große Gruppe an den erfolgreichen Blockaden auf der Stauffenberg- Allee. Hier wurde spürbar, welche Kraft entsteht, wenn sich Menschen solidarisch und spektrenübergreifend gegen Nazis stellen. Es sei diese Stärke gewesen, die von den vielfältigen Aktionen an diesem Tag ausging und die Nazis schließlich zum Rückzug zwang, sagten die Vertreterinnen der Initiativen.

Das BgR Weimar und das Jenaer Aktionsnetzwerk unterstützen seit zwei Jahren lokale Initiativen bei der Organisation von Aktionen zivilen Ungehorsams. Aktionstrainings, Beratung zur Öffentlichkeitsarbeit und die Schaffung einer aufwendigen Hintergrundstruktur zählen dabei zu den wichtigsten Hilfsangeboten, auf die Initiativen aus Leipzig, Gera, Duisburg und zuletzt Dresden in der Vergangenheit gerne zurückgegriffen haben.

Die Erfahrung am 1. Mai in Erfurt zeigt wieder, dass entschlossener zivilgesellschaftlicher Protest wirkungsvoll ist und Nazis zurückdrängen kann.

In den nächsten Jahren muss es gelingen, in Erfurt noch mehr Menschen Mut zu machen.

Einschüchternd und für eine demokratische Entwicklung äußerst kontraproduktiv sind da Warnungen der Gewerkschaft der Polizei vor brennenden Autos und gar Toten in Erfurt, so die Sprecherinnen. Gerade das provokante und teilweise überzogene Verhalten der BFE (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten) sollte wohl die vorher beschriebene Gefährdung der Polizei belegen und der unsinnigen Extremismusdiskussion Argumente liefern.